Mit Eis heizen? An einem kühlen Oktobertag, bei Temperaturen zwischen fünf und zehn Grad, klingt das abwegig. Doch es funktioniert: Ein großer Eisspeicher steht im Mittelpunkt des zukunftsweisenden Wärmekonzepts bei der rhenag.
Erneuerbare Energien bilden in Zukunft das Rückgrat der Energieversorgung. Klappt das auch bei der Wärme für Wohngebäude? In Rommerskirchen-Widdeshoven entsteht ein Wohnquartier mit einem innovativen Konzept, das einen Blick in die nächsten 20, 30 Jahre erlaubt. Neben Sonnenenergie steht ein Eisspeicher im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.
Den Plan für das Neubaugebiet „Im Kamp“ präsentierten Anfang September Rommerskirchens Bürgermeister Dr. Martin Mertens und rhenag-Vorständin Dr. Catharina Friedrich: Sechs Einfamilienhäuser, sechs Tiny Houses sowie zwei Doppelhaushälften und zwei Gebäude, die umgebaut werden, gehören zu dem ökologischen Vorzeigeprojekt.
rhenag baut, Bewohner profitieren
Durch eine zentrale Energieversorgung für das Quartier werden viele Anlagen erspart und Wege zur höchstmöglichen Effizienz gebahnt. „Mit dem Eisspeicher realisieren wir zusammen mit der rhenag ein Projekt, das die Wärmewende mustergültig verwirklicht“, so Bürgermeister Dr. Martin Mertens. „Junge Familien realisieren hier ihren Traum von den eigenen vier Wänden im Einklang mit den Herausforderungen an Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Diese Technik ist auch in 30 Jahren noch auf der Höhe der Zeit.“
Die rhenag baut die Energiezentrale mit dem Eisspeicher, das dazugehörige Nahwärmenetz, die Solarkollektoren sowie die Wärmepumpen in allen Objekten und übernimmt als Eigentümer im späteren Betrieb auch die Wartung. Die Bewohner profitieren von einer klimaneutralen Wärme- und Kälteerzeugung ohne jedes Risiko, was Planungen, die Investitionen und späteren Betriebskosten angeht. Selbstverständlich werden alle Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes erfüllt. Daneben bedeutet die Energiezentrale auch optisch ein Gewinn für das Wohnquartier.
Effizienz spart Energie und CO2
Das eigentlich Neue beim „kalten Nahwärmenetz“ in Widdeshoven ist die intelligente Kombination mehrerer regenerativer Wärmequellen: Wärmepumpen nutzen die Wärme der Sonne, der Luft und des Eises. Mithilfe von Strom werden sie auf ein Temperaturniveau gebracht, das für die Beheizung des Wohnquartiers benötigt wird. Und darüber hinaus für gesunden Komfort sorgt: Bei hohen Temperaturen im Sommer kühlt das Tauwasser des auftauenden Eises die Räume.
„Das innovative Wärmequellen-Management und die intelligente Nutzung der Ressourcen kann über 20 Jahre hinweg knapp 600 Tonnen CO2 im Vergleich zur konventionellen Wärmeversorgung sparen“, erläutert rhenag-Vorständin Dr. Catharina Friedrich. „Hier 'Im Kamp' zeigt sich, was am Neubau in puncto 'Erneuerbare Wärme' heute möglich ist.“
Kontakt
Möchten Sie mehr erfahren über den Eisspeicher, Wärmelösungen und innovative Quartierskonzepte der rhenag? Das Wärmeservice-Team berät Sie gern. Rufen Sie an unter 02241.107-271, oder schreiben Sie eine E-Mail an waermeservice@rhenag.de.
„Natural cooling“ – so funktioniert Heizen mit Eis
Einfach und sicher, platzsparend und effizient – eine Eisspeicherheizung nutzt kostenlose Umweltwärme. Die Anlage arbeitet wartungsarm, ihre Installation ist rechtlich wie technisch unproblematisch. Der Regenerationsprozess, der Kreislauf von Auftauen und Gefrieren, wird mit Unterstützung der Solarkollektoren in Gang gehalten und kann beliebig oft wiederholt werden.
- Der Eisspeicher ist eine im Boden eingelassene Zisterne aus Beton. Sie wird mit Wasser gefüllt und fasst 236 Kubikmeter.
- Ein automatisiertes Wärmepumpen-Management nutzt den Wasser- beziehungsweise Eisspeicher mithilfe von Wärmetauschern als zusätzliche Wärmequelle.
- Im Winter wird dem Wasser Energie entzogen. Sie gelangt im Nahwärmenetz in einem Sole-Wasser-Gemisch zu den Wärmepumpen der einzelnen Häuser.
- Durch den Entzug von Wärme gefriert das Wasser in der Zisterne, von innen nach außen, von unten nach oben. Der Übergang von Wasser zu Eis setzt zusätzlich Kristallisationsenergie frei. Bei zehn Kubikmetern Wasser entspricht das der Energiemenge von etwa 100 Litern Heizöl.
- Im Sommer spielt der Eisspeicher seine zweite Stärke aus: das natürliche Kühlen ohne Energieeinsatz. Das Tauwasser des auftauenden Eises, im Winter als kostenloses „Abfallprodukt“ entstanden, wird in die Häuser geleitet und sorgt dort für angenehme Kühle – ohne Betrieb der Wärmepumpe.
- Am Ende des Sommers fungiert die Zisterne wieder als Zwischenspeicher, das Wasser wird mit überschüssiger Wärme aus den Solarthermieanlagen aufgeladen. Der Kreislauf beginnt von Neuem.